GEGENÜBER: DIE FALSCHSPIELER
Freitag 30 Juni 2005                         DIe Rheinpfalz   N 132
„Wenn schon, dann richtig"
Frankenthaler Band tritt morgen mit neuer CD im Krone-Musikclub auf - Dazu gibt es einen Kurzfilm und Videoclips
► Ab einem gewissen Alter macht
man scheinbar alles gründlich. Ur-
sprünglich wollten Die Falschspieler
nur eine Demo-CD herausbringen,
getreu dem Motto -Es wird mal Zeit.
dass man was von uns zu hören be-
kommt". Bekommt man jetzt auch,
genauer gesagt, morgen, am Samstag
um 21 Uhr im Krone-Musikclub Fian-
kenlhal (Einlass ab 20 Uhr). Nur gibt
es da nicht nur was zu hören, son-
dern auch Etliches zu sehen. Denn
aus der geplanten Demo-CD ist eine
CD mit 17 liedern geworden, dazu
gibt es eine DVD mit acht Clips und
- als sei das noch nicht genug - ei-
nen 17-minutigen Kurzfilm, Titel
"Schreiende Stille".
Und das alles wird morgen aufge-
führt. Eingebettet in ein Live-Kon-
zert, welches durch die Videoclips,
den Kurzfilm und ein DJ-Set um-
rahmt wird. Ein Multi-Media-Ereig-
nis sozusagen. Und das mit einem
Musikstil, den man mit einem sol-
chen Event nun nicht gerade in Ver-
bindung bringen würde. Die Falsch-
spieler bezeichnen sich in ihrer Pres-
se-Info als „Rock'n'Roll Band des
Post-Millenniums" und so futuris-
tisch sich das anhören mag, so urban
und originär sind die Songs.
Rhythm'n'Blues, Rock'n'Roll aus den
30ern, 40ern und 50ern spielen sie.
Musik aus Zeiten also, in denen dieser
noch der Ruch des Rebellischen anhaf-
tete. Wer weiß heutzutage noch, dass
der Titel des scheinbar harmlos-närri-
schen "Great Balls of Fire" von Jerry
Lee Lewis nichts anderes ist als eine
handfeste Anspielung auf den Orgas-
mus und ausgerechnet der Künstler
selbst jeder ursprünglich Priester wer-
den wollte) sich zunächst brüllend wei-
gerte, den Song überhaupt zu spielen.
Das kriegt man alles mit, wenn man
sich mit den Falschspielern unterhält.
Diskussionen über die unterschiedli-
che Dynamik von Vinyl und Schellack-
Platten verglichen mit der Klangtiefe
von gängigen CDs inklusive. Die
Falschspieler, das sind die beiden Fran-
kenthaler Musiker Karl-Dieter Damm
(Klavier und Gesang) und Klaus Näge-
le (Schlagzeug), der aus Dirmstein
stammende, allerdings in Frankfurt le-
bende Klaus Rübsaamen (Bass und Ge-
sang) sowie Rembert Baumann (Gitar-
re und Gesang). Die vier sind das. was
man wohltuend mit „Routiniers" um-
schreibt. Baumann, im Hauptberuf
Lehrer, stand bereite 1966 beim ersten
Frankenthaler Beat Wettbewerb auf
der Bühne. Nägele ist ein alteingeses-
sener Frankenthaler Geschäftsmann,
Damm promovierter Jurist und Rüb-
saamen betreib) in Frankfurt eine Fach-
werkstatt für Musik-Elektronik. Sie
foto privat
aus dieser Zeit hinzubekommen, so
Baumann, der allein 25 Gitarren (die
älteste davon aus den 30ern) sein Ei-
gen nennt und dessen knapp 5000
Exemplare umfassende Schellack-
und Vinyl-Sammlung den Falschspie-
lern als Grundstock für ihre Reper-
toire-Auswahl diente.
Wobei man (sieht man mal von
„Great Balls of Fire" ab) das Chart-
Futter außen vor ließ, sich wirklich
nur auf das Eingemachte wie
„Drunk" von Jimmy Liggins. -Rollin
and tumbling" oder "Highschool con-
fidential" von Buddy Holly konzen-
trierte. „Wir sind auf keinen Fall eine
Top 40-Band" bekräftigt Damm und
Baumann stellt klar, dass sie die
Songs allesamt einer eigenständigen
Interpretation unterzogen. Die Idee
zu den Video-Clips (die momentan
permanent im Offenen Kanal zu se-
hen sind) kam durch den Kontakt
mit dem russischem Künstler-Ehe-
paar Raissa Imenitova und Alexan-
der Borodynia, welche die einzelnen
Stücke in einer ebenso ungewöhnli-
chen wie doppelbödigen Bildsprache
inszenierten. All das gibt es zusätz-
lich zum Konzert morgen zu sehen
und weil Die Falschspieler das erste
Mal seit langem wieder in der Hei-
mat spielen, ist der Eintritt frei.
»Wenn schon, dann richtig. " (agä)
Ein Jurist, ein Lehrer und zwei Geschäftsleute als „Rock'n'Roll Band des
Post-Millenniums": Die Falschspieler                                                   -foto privat
spielten immer mal wieder, allerdings
kaum in der Heimat, sondern vorzugs-
weise in Frankfurt und Berlin, waren
last Stammgast im dortigen Literatur'
Cafe Bürger (bekannt aus dem Buch
„Russendisko"), wo sie schon mal bis
morgens um 7 Uhr ran mussten, weil
die Leute sie nicht mehr weglassen
wollten. Und alle vier sind sie das, was
man so gern als Musik-Fanatiker um-
schreibt. Und das erklärt auch, warum
aus der geplanten Demo eine CD mit
DVD, samt dazugehörigem Multi-Me-
dia-Event wurde. „Wir nahen uns halt
gedacht, wenn wir was machen, dann
machen wir's richtig", erläutert
Damm lapidar. Das fängt bei den Auf-
nahmen an, bei denen die Band nach
kurzen Hörproben darauf bestand,
„analog aufzunehmen, um den Sound